Jahreszeiten
19.10.2015
Nie ist das Licht heller und klarer, die Schatten dunkler und bodenloser als im Herbst. Am Himmel schwebt ein helles, luftiges Blau. Im Unterland ist der Himmel jedoch grau und trüb. Feucht und kalt dringt das Wetter durch die Kleider.
In den Bergen fällt das Quecksilber unter den Gefrierpunkt. Es ist die Jahreszeit der grossen Stille. Vergeblich horcht das Ohr nach dem vertrauten sommerlichen Murmeln und Plätschern der Quellen und Bächlein. Von den mächtigen Wildwassern sind nur noch Rinnsale übrig. Über dem Tiefland liegen schneeweiss und bauschig, Horizont umspannenden Nebelmeere.
Wer jetzt das Glück hat hier oben zu wandern, dem eröffnet sich eine ruhevolle Welt, weitab von allem Alltagsgeschehen. An manchen Tagen leuchtet der Himmel in einem transzendierenden Blau über Gipfel, Alpweiden und Wäldern. Wie es eben nur im Herbst entsteht, wenn die Luft trocken und kalt ist. Oft liegt am Morgen schon frischer Raureif auf den Bäumen, Stauden, Sträuchern und Matten, manchmal sogar ein wenig Schnee. Doch wer nun bereits den Winter fürchtet oder ersehnt, irrt sich. Noch schlummert im Erdreich ein Rest der Sommerwärme und ich stelle mir vor, wie diese nochmals ihre Kräfte bündelt – zu einem letzten glorreichen Finale.
Nie sind die Farben üppiger als zu dieser Jahreszeit. Reife Farben in allen vorstellbaren Schattierungen von Rot, Orange und Gelb. Opulent und herzerwärmend leuchtend, tauchen sie Bergseiten und Täler in eine Symphonie der Farben.
Copyright Bild & Text: Christian von Almen. Nutzungsbedingungen: Impressum/ABG. Je nach Verwendungszweck stelle ich meine Bilder unter der "Creative Commons Lizenz" auch kostengünstig oder kostenlos zur Verfügung.
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