26.05.2015
Früher, während der langen, kalten Wintermonate in den Bergen, in denen das Leben sich auf das Haus beschränkte, sass man abends oft zusammen und erzählte von den Ereignissen des vergangenen Sommers oder von längst vergangenen Zeiten. So wurde das Wissen von der einen zur nächsten Generationen weiter gegeben. Neben dem reinen Unterhaltungswert bildeten diese Geschichten auch einen Teil der gemeinsamen Identität. Zudem trug das gegenseitige Erzählen wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Die eine Generation schmückte hier etwas aus, die andere liess dort etwas weg. Wie es solchen Geschichten durch die Jahrhunderte eben so ergeht. Eine besondere Stellung nahmen dabei die Sagen ein, die von lange vergangenen Begebenheiten erzählten. Wie ein roter Faden war fast allen dieser Geschichten menschliche Freveltaten in allen Schattierungen eigen. Und diese Taten führten in der Regel, als Strafe des Himmels, zu grossen Naturkatastrophen.
01.02.2015
Mit jeder neuen Kehrschleife gewinnt der „Lötschberger“, so heisst der Zug der mich zu meinem Ausganspunkt bringt, an Höhe. Kurz nach der letzten Schleife hält er am Bahnhof Kandersteg. Ich steige aus. Der Himmel ist trüb und grau. Auf dem leeren Vorplatz steht einsam und verlassen mein Bus. Ausser mir steigt niemand zu. So habe ihn ganz für mich allein - was für ein Luxus! Seitdem ich mein Auto, nach Möglichkeit, zugunsten des öffentlichen Verkehrs stehen lasse, staune ich immer wieder über das gut ausgebaute Netz unseres „Service Public“. Wie oft sind diese Transportmittel - ob Zug oder Bus - in den Randregionen, zu den Randzeiten, kaum besetzt und fahren trotzdem.< {abstand4}Nach kurzer Fahrt auf schneebedeckter Strasse hält der Bus an der Endstation, der Talstation der Seilbahn hoch zum „Sunnbühl“. Ein paar Minuten Fussweg und dann endet die geräumte Strasse vor einem zusammengestossenen Schneewall.